Pflanzenbau
Wintergerste: Sortenberatung 2023/2024

Das SG 2.3 P Landbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg informiert über Versuchsergebnisse zur Wintergerste, bei zwei- sowie mehrzeilige Sorten.

Zweizeilige Sorten - Empfehlung

Sortenbeschreibung

Empfehlung Tertiärhügelland und Jura/Hügelland

NEU: Almut (IG Pflanzenzucht)
Eine Sorte mit mehrjährig überregional hohen Korn- und Marktwarenerträgen. Im Jahr 2023, wie auch das Jahr zuvor wurden diese guten Ergebnisse erreicht. Aufgrund der mittleren Kornqualität sollte Almut auf dem eigenen Betrieb verfüttert werden. Die Gelbmosaikvirusresistenz bezieht sich auf den Typ 1. Die eher kürzere Sorte besitzt eine gute Standfestigkeit und Strohstabilität. Die Sorte passt deshalb gut auf Betriebe mit hohem Stickstoffnachlieferungspotenzial aus langjähriger organischer Düngung. Bei der Blattgesundheit zeigt die Sorte außer bei Ramularia keine Schwächen.
NEU: Arthene (IG Pflanzenzucht)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 resistente Wintergerste mit mehrjährig überdurchschnittlichen Korn- und Marktwarenerträgen. Die Ertragsergebnisse aus 2023 sind im tertiären Hügelland ebenfalls überdurchschnittlich ausgefallen. Die gute bis sehr gute Kornausbildung, sowie die daraus resultierenden hohen Marktwarenanteile sind sehr positiv zu werten und machen es möglich die Sorte gut zu vermarkten. Hervorzuheben ist bei Arthene die sehr gute Strohstabilität und Standfestigkeit. Daher empfehlenswert für Flächen mit Stickstoffnachlieferung aus langjährig organischer Düngung.
Bordeaux (Saaten-Union)
Die Erträge bei Bordeaux sind durchschntillich bis leicht unterdurchschnittlich. Die Sorte konnte 2023 die guten Erträge des Vorjahres nicht bestätigen. Die kurze Pflanzenlänge in Kombination mit einer überdurchschnittlichen Standfestigkeit und guten Strohstabilität ist positiv für die Bestandsführung zu werten. Die Resistenzen gegenüber Blattkrankheiten sind in der Gesamtheit betrachtet nicht auf höchstem Niveau. Hier sollte auf Mehltau, Zwergrost und Ramularia geachtet werden. Gelbmosaikvirus Typ 1 resistent.
NEU: KWS Tardis (KWS Lochow)
KWS Tardis erreichte 2023 auf den LSV-Standorten im tertiären Hügelland überdurchschnittliche Ertragsergebnisse. Die guten Ergebnisse des Vorjahres wurden bestätigt. Die Kornqualitäten, wie auch die Kornausbildung sind eher unterdurchschnittlich eingestuft, daher passt die Sorte gut zur Verfütterung im eigenen Betrieb. Die Blattgesundheit der Sorte liegt im Vergleich der anderen Sorten auf mittlerem Niveau. Hierbei sollte auf Mehltau, Netzflecken und Zwergrost geachtet werden. Die Sorte weist eine gute Standfestigkeit und eine gute Strohstabilität auf. Die Abreife ist mittel, bei einem mittleren Ährenschieben. Gelbmosaikvirus Typ 1 resistent.
SU Laubella (Saaten Union)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 resistente Wintergerste. Sie erzielt mehrjährig auf den Standorten im tertiären Hügelland durchschnittliche bis überdurchschnittliche Korn- und Marktwarenerträge. Die Sorte zeichnet sich durch eine überdurchschnittlich gute Standfestigkeit und Strohstabilität aus. Die Toleranz gegenüber Krankheiten ist auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das hohe Tausendkorngewicht und hohe Hektolitergewicht des Ernteguts runden die Sorte ab. Frühes Ährenschieben bei mittlerer Reife.
SU Vireni (Saaten-Union)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 resistente Wintergerste mit mehrjährig durchschnittlichen Korn- und Marktwarenerträgen. Die Ertragsergebnisse aus 2022 sind relativ überdurchschnittlich ausgefallen. Die gute bis sehr gute Einstufung beim TKG und Marktwarenanteil waren 2022 von Vorteil bei der Ertragsbildung. Hervorzuheben ist bei SU Vireni die sehr gute Strohstabilität und Standfestigkeit. Daher empfehlenswert für Flächen mit hoher Stickstoffnachlieferung. Schwächen zeigt die Sorte bei Zwergrost und Ramularia. Spätere Abreife beachten

Empfehlung zusätztlich im Jura

Sandra (I.G. Pflanzenzucht)
Sandra zeigt mehrjährig nur noch unterdurchschnittliche Korn- und Marktwarenerträge. Aufgrund der guten Krornausbildung und entsprechend guten hl-Gewichten kommt Sandra in Gebieten mit ausgeprägter Trockenheit gut zurecht und erreicht dadurch gute und stabile Ertragsergebnisse. Hervorzuheben ist darüber hinaus die sehr gute Kornqualität, sowie die beste Sortierung aller Sorten im LSV. Die Standfestigkeit und Halmstabilität sind mittel eingestuft. Bei der Blattgesundheit ist besonders auf Rhynchosporium, Zwergrost und Ramularia zu achten. Das Abreifeverhalten der Sorte ist eher früh. Gelbmosaikvirus Typ 1 resistent.
KWS Moselle (KWS Lochow)
Eine Sorte mit mehrjährig hohen Korn- und Marktwarenerträgen. Im Jahr 2022, wie auch die Jahre zuvor wurden diese guten Ergebnisse einmal mehr bestätigt. Aufgrund der mittleren Kornqualität sollte KWS Moselle auf dem eigenen Betrieb eingestzt werden. Die Gelbmosaikvirusresistenz bezieht sich auf den Typ 1. Die eher kürzere Sorte besitzt eine lediglich durchschnittliche Standfestigkeit und Strohstabilität. Daher passt die Sorte in eher trockenere Lagen bzw. muss bei guter Wasserverfügbarkeit der Wachtumsreglereinsatz entsprechend erhöht werden. Bei der Blattgesundheit zeigt die Sorte außer bei Ramularia keine Schwächen.
SU Ruzena (Saaten-Union)
SU Ruzena erreichte 2022 unterdurchschnittliche Ertragsergebnisse. Die Kornqualitäten sind mittel eingestuft. Die Blattgesundheit der Sorte liegt im Vergleich der anderen Sorten in einem überdurchschnittlichen Bereich. Hierbei sollte man jedoch die höhere Anfälligkeit gegenüber Ramularia beachten. Die Sorte weist eine überdurchschnittliche Standfestigkeit und eine durchschnittliche Strohstabilität auf. SU Ruzena besitzt eine kurze Pflanzenlänge. Die Abreife ist mittel, bei einem frühen Ährenschieben. Gelbmosaikvirus Typ 1 resistent.
Valerie (Limagrain) – (begrenzt)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 und Typ 2 resistente Wintergerste mit mehrjährig leicht unterdurchschnittliche Korn- und Marktwarenerträgen. Begrenzte Empfehlung für den Anbau auf Flächen, bei denen bereits Typ 1 resistente Sorten Virusbefall zeigen. Die Sorte gehört in den Kriterien Standfestigkeit und Strohstabilität zu den eher schwächeren Sorten unter den Zweizeilern. Bei der Blattgesundheit gehört Valerie zu den anfälligeren Sorten. Hohe ‚Marktwarenerträge und ein hohes TKG zeichnen die Sorte aus. Auch die Kornqualität ist gut. Mittlere Reife und fühes Ährenschieben.
Valhalla (Hauptsaaten)
Eine gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 resistente Wintergerste die mehrjährig im Jura/Hügelland mittlere Korn- und Marktwarenerträge liefert. Die Sorte gehört in den Kriterien Standfestigkeit und Strohstabilität zu den besseren Sorten unter den Zweizeilern. Die Blattgesundheit ist über wiegend gut, wobei Schwächen bei Ramularia erkennbar sind. Valhalla erreicht hohe Tausendkorngewichte, wobei die Kornqualität (Hektolitergewicht und Sortierung) lediglich unterdurchschnittliches Niveau erreicht. Daher sollte die Verwertung im eigenen Betrieb angestrebt werden. Die Sorte kennzeichnet eine mittlere Abreife in Kombination mit einem frühen Ährenschieben.

Winterbraugerste

KWS Somerset (KWS Lochow) – Winterbraugerste für Vertragsanbau
KWS Somerset erreicht als Winterbraugerste im Vergleich zum Sortimentsmittel unterdurchschnittliche Erträge. Die Sorte besitzt eine durchschnittliche Standfestigkeit. Die Strohstabilität von KWS Somerset ist überdurchschnittlich. Die Blattgesundheit der Sorte ist auf einem überdurchschnittlichen Niveau. KWS Somerset besitzt gute Einstufungen bei Mälzungs- und Braueigenschaften. Anbau nur mit vorhergehender Absprache des Abnehmers.

Mehrzeilige Sorten - Empfehlung Tertiärhügelland und Jura/Hügelland

Sortenbeschreibung

Esprit (DSV)
Eine gelbmosaikresistente Sorte, die sich durch mehrjährig sehr hohe und stabile Korn- und Marktwarenerträge auszeichnet. 2023 wurden, wie schon im Vorjahr, auf allen Standorten im Dienstgebiet hervorragende Ertragsergebnisse erzielt. Esprit liegt in der Standfestigkeit und Strohstabilität für eine mehrzeilige Sorte im Durchschnitt aller geprüften Sorten. Die Resistenzen gegenüber Blattkrankheiten sind überdurchschnittlich. Die Einstufung gegenüber Zwergrost ist lediglich unterdurchschnittlich.
KWS Higgins (KWS Lochow)
Eine gelbmosaikresistente Sorte, die mehrjährig durchschnittliche Korn- und Marktwarenerträge liefert. Im Jahr 2023 kann KWS Higgins die guten Ertragsergebnisse der Vorjahre nicht ganz erreichen. Auf die unterdurchschnittliche Standfestigkeit und Strohstabilität ist im Anbau zwingend zu achten. Die Sorte ist besonders anfällig bei Zwergrost. Die anderen Krankheitsresistenzen sind mittel eingestuft. Die Abreife ist mittel bei mittlerem Ährenschieben. Die Kombination aus Marktwarenerträge und Hektolitergewicht ist für eine mehrzeilige Sorte gut.

Versuchsergebnisse, Sortenbeschreibung, Hinweise zur Produktionstechnik