Aktuelle Hinweise zum Kartoffelanbau (Stand: 10. Mai 2023)

Krautfäule

Die früher gelegten Kartoffeln sind je nach Legedatum sehr unterschiedlich entwickelt. Durch die laufenden Niederschläge, verbunden mit der hohen Bodenfeuchte gilt es die aufgelaufen Bestände laufend zu beobachten und rechtzeitig zu behandeln. Die Witterung mit viel Blattnässe, hohem Bodenwassergehalt und zumindest zeitweiliger schwüler Witterung kann das Auftreten der Krautfäule in auch kleineren Beständen fördern. Aktuell systemische Mittel mit einer guten Regenfestigkeit verwenden.

Pflanzgut Keimung - Auspflanzung

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist bis jetzt nur sehr wenig Pflanzgut gelegt worden.
Zu dem schwierigen Legebedingungen heuer kommt noch hinzu, dass das Pflanzgut, wie schon mehrfach beschreiben, physiologisch recht alt ist und z.T. schon länger mit der Keimung begonnen hat, je nach Lagerung. Teilweise wurden Partien schon früher abgekeimt.
Eine solch schwierige Konstellation hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben.

Es muss alles unternommen werden, um dem von der Triebkraft oftmals geschwächten Pflanzgut einen guten Start zu ermöglichen.
Transportbehältnisse, ob Bigbag, Sack oder Anhänger sind keine Lagerbehältnisse für das Pflanzgut.
Im inneren in diesen "Verpackungen" ist die Temperatur höher und auch der Luftaustauch schlechter. Im inneren ist hier die Keimung oftmals wesentlich weiter fortgeschritten.
Deshalb schauen, dass die Kartoffel so gelagert werden, dass "Luft" an sie herankommt.

Bei langen Keimen muss jetzt gehandelt werden, damit die Partien nicht noch mehr zusammenwachsen.
Aber jeder Keimbruch wirkt sich auf das Auflaufen negativ aus. Deshalb die Abkeimung wenn notwendig, immer sehr schonend vornehmen. Feuchtigkeit der abgebrochenen Keime muss durch Lüftung beseitigt werden. Hier möglichst kühle Luft verwenden, um nicht noch zusätzlich die Keimung zu fördern.
Ware bis zum Legen wenn möglich kühl lagern. Achtung nicht in Kisten in denen schon einmal mit Chlorpropham behandelte Kartoffel gelagert wurden. Aus solchen Kisten laufen die Kartoffeln nicht mehr auf.

Wenn Fäulnis, Naß- oder Trockenfäule (Fusarium) vorhanden ist wird dieses noch schwieriger. Denn mit jedem umlagern, oder Abkeimen wird die Fäulnis weiterverbreitet. Für solche Partien ist eine Empfehlung schwierig. Bei Unsicherheit zur Kontrolle einige Knollen waschen und warmstellen.
Abgekeimten Partien vor dem Legen Zeit zu Wundheilung geben. Denn der Boden wird vielfach beim Legen heuer eher zu kalt und zu nass sein. Daher die Pflanzkartoffeln vor dem Legen, soweit möglich, einen Wärmeschub zukommen lassen.

Pflanzung
Solch schwierige, oder kritische Partien eher enger und flacher legen. Denn jeder cm weniger Boden, den die dann eher keimschwachen Partien durchwachsen müssen, kann sich positiv auf den Auflauf auswirken. Besser etwas mehr grüne Knollen ein Kauf nehmen, als zu tief pflanzen.
Wichtig ist heuer auch, dass die Kartoffel nach dem Legen noch atmen können. Verschmieren der Dammflanken nach, oder beim Legen belastet wegen des geringen Luftaustausch zusätzlich den Auf-lauf. Gerade unter solch schwierigen Bedingungen ist ein lockerer Boden über den Knollen anzustreben.
Untergrundverdichtungen werden heuer eher stärker vorkommen, dieses belastet das Wurzelwachstum. Vielfach ist es hilfreich die Böden vor der Auspflanzung, vor allem beim „all-in-one-Verfahren“, mit einer leichten Federzahnegge zu bearbeiten und etwas ablüften zu lassen. Schmierschichten, die durch rein rotierendes Gerät (Kreiselegge, Fräse) entstehen können, sind zwingend zu vermeiden! – sie begrenzen den Wurzelraum und sorgen unter Umständen für Staunässe nach großen Niederschlagsereignissen.
Bei Unsicherheiten oder keine eigenen Erfahrungen mit der Triebkraft der Sorten nach Abkeimen auch mit dem Abnehmer sprechen.
Auch nach dem Legen das Auflaufverhalten prüfen.

Unkrautbekämpfung

Bei einer mechanischen Unkrautregulierung darauf achten, dass die Wurzeln und Stolonen nicht beschädigt werden. Viele Kartoffel wurden oder werden später gelegt. Diese können bei entsprechenden Bodentemperaturen schnell auflaufen. Lassen sie von der Entwicklung der Bestände nicht überraschen. Insbesondere bei Präparaten welche 5 - 7 Tage vor einem Auflauf ausgebracht werden müssen.
Kontrollieren sie aber auch, ob die Kartoffel auflaufen. Bei vermehrtem Keimbruch könnten hier bei den empfindlichen Sorten Probleme auftreten. Wir werden heuer voraussichtlich mit mehr Fehlstellten leben müssen. Zudem könnte es heuer wegen der sehr unterschiedlichen Legeterminen zu vermehrten Nachauflaufbehandlungen notwendig werden. Hier unbedingt die Blattstabilität der Kartoffelpflanzen beachten und mit Mischungen vorsichtig sein.
Für größere Unkräuter in Vorauflauf Quickdown zumischen. Größere Ungräser müssen im Nachauflauf mit entsprechenden Graminiziden oder rimsulfuronhaltigen Mittel behandelt werden. Wartezeit beachten!
Unter ungünstigen Anwendungsbedingungen (z.B. geringe Laubstabilität) kann eine Mischung aus Gräsermitteln und Krautfäulemitteln schädigen. Gebrauchsanweisung beachten bzw. im Zweifel gesondert behandeln.

Unkrautmanagement im Kartoffelbau - LfL Externer Link

Auflagen zur Herbizidanwendung in Kartoffeln beachten
Die Anwendungsbedingungen/Auflagen der Mittel mit Prosulfocarb und Clomazone wegen Abtrift und Verfrachtung unbedingt beachten. Der Wirkstoff Prosulfocarb wird in empfindlichen Kulturen (z.B. Gemüse) und Kontrollpunkten gefunden. Die Vermeidung von Feintropfen bei der Applikation ist daher entscheidend! Die Nutzung von sehr grobtropfigen Düsen mit möglichst großen Kalibern sollte daher angestrebt werden. Düsen mit kleineren Kalibern sind zwar teilweise auch 90% abdriftreduzierend eingestuft, stoßen aber bauartbedingt deutlich mehr Feintropfen aus.

Weiteres zum Pflanzenschutz

  • Moncut ist jetzt wieder für die Anwendung an der Legemaschine zugelassen, neben der bisherigen Zulassung als ULV-Beizung.
  • Aktuelles zur Drahtwurmbekämpfung in Kartoffeln.
    Es haben zwei weitere Mittel eine Notfallzulassung nach Artikel Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 vom BVL erhalten. Dieses sind Trika Expert und SoilGuard 0.5 GR. Des Weiteren steht Spintor GR mit einer regulären und Attracap über die schon früherer erhaltenen Notfallzulassung zur Verfügung.
    • Spintor GR (Wirkstoff Spinosad): zugelassen bis 30.04.2024, Aufwandmenge 12 kg/ha in Kartoffeln, Anwendungszeitpunkt beim Legen mit einem Granulatstreugerät das in der JKI-Liste eingetragen ist. Applikation mit einem Fishtail-Schar oder QDC DXP-L Diffusor.
    • ATTRACAP (Wirkstoff Metarhizium brunneum Stamm Cb-III): Zugelassen vom 20. Februar 2023 bis zum 19. Juni 2023 für 3.500 ha, Aufwandmenge 30 kg/ha in Speise-, Veredelungs- und Pflanzkartoffeln, Anwendungszeitpunkt beim Legen der Kartoffeln oder alternativ zwischen den Kartoffeldämmen kurz vor Reihenschluss mit einem JKI gelisteten Granulatstreuer.
    • SoilGuard 0.5 GR (Wirkstoff Tefluthrin): Zugelassen vom 8. März 2023 bis 5. Juli 2023 für 5.000 ha, Aufwandmenge 15 kg/ha in Speise-, Veredelungs- und Pflanzkartoffeln, Anwendungszeitpunkt beim Le-gen mit einem Granulatstreugerät das in der JKI-Liste eingetragen ist. Verwendung eines Fishtail-Schars.
    • Trika Expert (Wirkstoff lambda-Cyhalothrin): Zugelassen vom 8. März 2023 bis 5. Juli 2023 für 5.000 ha Starkbefallsflächen, Aufwandmenge 15 kg/ha in Speise-, Veredelungs- und Pflanzkartoffeln, keine An-wendung auf drainierten Flächen, Anwendungszeitpunkt beim Legen mit einem Granulatstreugerät das in der JKI-Liste eingetragen ist.
Das Präparat Force Evo steht heuer nicht zur Verfügung. Da es über die Notfallzulassung zugelassen wurde, können Restmengen auch nicht mehr aufgebraucht werden. Dieses ist immer bei Mitteln zu beachten, welche über eine Notfallzulassung in einem bestimmen Zeitpunkt zur Verfügung stehen.
Für alle Anwendungen gilt, dass die weiteren Anwendungsbedingungen und Sicherheitshinweise u. a Gewässerabstände, Windgeschwindigkeit, ein- und abschalten, Anwenderschutz usw. beachten werden müssen.
Mit den aktuell zur Verfügung stehenden Mittel kann der Drahtwurmschaden reduziert werden. Dieses zeigen die vorliegenden Versuchsergebnisse, wobei die Mittel nicht immer gleichzeitig vorhanden waren. Es zeigt sich auch, dass die Wirkungen von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich ausfallen und es Differenzierungen zwischen den Mitteln gibt. Dieses könnte auch damit zusammenhängen, wie schnell der Drahtwurm in den von den Mitteln abgedeckten Horizont einwandert. Für Starkbefallsflächen reicht dieses sicherlich nicht aus.
Die Verfügbarkeit der Mittel dürfte auf Grund der Zulassung oder Nachfrage eher knapp sein. Diese Mittel können ein Baustein sein, um den Schaden an den Knollen zu verringern. Des Weiteren sind ackerbauliche Maßnahmen über die gesamte Fruchtfolge notwendig, um den Drahtwurmbesatz in der Fläche zu reduzieren.

Versuchsergebnisse unter: Versuchsjahr 2021/ Versuch zur Beurteilung der Wirksamkeit von chemischen und biologischen Verfahren zur Drahtwurmbekämpfung in Kartoffel Externer Link

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