Aktuelle Hinweise zum Kartoffelanbau (Stand: 18. Juli 2024)

Kartoffeln

Ein Schwerpunkt des Kartoffelanbaus in Bayern liegt im Dienstgebiet unseres Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg. Das Sachgebiet L2.3P - Landnutzung gibt Hinweise für die richtige Lagerung und Düngung.

Hinweise zur Krautfäule

Die Krautfäule ist auf den meisten Schlägen inzwischen zum Stillstand gekommen. Falls die vorgesagte trockenere Witterung eintrifft, können die Spritzabstände verlängert werden. Bei der Mittelwahl weiterhin teilsystemische Mittel verwenden. In kritischen Beständen ein Kontaktmittel zusetzen. In abreifenden Beständen, bzw. wenn in nächster Zeit die Krautregulierung ansteht, reichen auch die reinen Kontaktmittel wie z.B. Shirlan, Terminus usw. bzw. Ranman Top aus. Wichtig ist heuer aber, dass so lange noch grünes Kraut vorhanden ist, die Krautfäulebekämpfung konsequent, bis der Bestand abgestorben ist, weitergeführt wird, damit keine Phytophthora-Sporen in den Damm gewaschen werden und so Braunfäule erstehen kann. Weiterhin auf eine Resistenzstrategie achten.
Bei vorhandenem Befall im Bestand für Stoppspritzung
keine CAA-Wirkstoffe und kein Zorvec verwenden. Der Wirkstoff Cymoxanil hat die beste kurative Wirkung, welche allerdings in der Dauerwirkung begrenz ist. Er kann latente Infektionen erfassen, welche nicht älter als 48 Stunden sind. Es sollten Tankmischung dem kurativ wirksamen Wirkstoff „Cymoxanil“ erfolgen. Erste Behandlung mit z.B. 2,5 Omix Duo / 2,5 Simpro / 2,5 Rival Duo) und einem leistungsstarken Kontaktmittel in der vollen Aufwandmenge (Carneol / Nando / Ohayo / Ranman Top / Shirlan / Terminus), oder 1,6 Infinito + 0,2 Curzate 60WG. Zur Zweiten Behandlung kann zusätzlich neben den vorgenannten auch noch Reboot plus Kontaktmittel eingesetzt werden. Präparate in voller Aufwandmenge ausbringen. Cymoxanilhaltige Präparate haben die beste kurative Wirkung, sind aber in der Wirkungsdauer etwas schlechter. Eine Wiederholung dieser Stoppspritzung nach 2 bis 3 Tagen ist anzuraten, wobei die Mittel wegen der vorgegebenen Spritzabstände gewechselt werden müssen.
Die Cymoxanil-Wirkstoffmenge pro Hektar ist je nach Mittel unterschiedlich. Mit der jeweils zugelassenen Menge werden z.B. bei 0,45 Reboot (148 g), 2,5 Omix Duo / Simpro (125g), 0,2 Curzate 60 WG (120 g), 0,6 Plexus (120 g), 0,5 Cymbal flow (112 g), usw. ausgebracht.

Übersicht über ausgewählte Krautfäulefungizide mit Wirkungseinstufung pdf 143 KB

Widerruf des Pflanzenschutzmittels VERSILUS

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) widerruft zum 13. Juni 2024 die Zulassung des Pflanzenschutzmittels VERSILUS (Zul.-Nr. 008857-00/00) mit dem Wirkstoff Benthiavalicarb.
Für das Pflanzenschutzmittel gilt eine Abverkaufsfrist und eine Aufbrauchfrist bis zum 13. Dezember 2024.
(Quelle, BVL)

Hinweise zur Alternaria

In anfälligen Sorten ist Alternariabefall zu finden. Die Alternaria entwickelt sich am Anfang sehr langsam. Bei günstigen Voraussetzungen, z.B. bei hohen Temperaturen, verbunden mit Gewitterniederschlägen, kann sie sich sehr schnell entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt sind Behandlungen dann zu spät. Eine spezielle Alternariabehandlung ist zumeist nur in anfälligen, späten Stärke- und Industriekartoffeln notwendig. Bei der Alternariabehandlung sollten die Spritzabstände nicht mehr als 14 Tage betragen. Bei den Behandlungen auf mögliche Resistenzgefahren achten. Kein zweimaliger Einsatz des gleichen Mittels nacheinander und auf einen Wechsel zwischen Revus Top/Narita bzw. Belanty auf der einen Seite und Propulse auf der anderen Seite achten. Bei geringerem Infektionsdruck als Alternative auch noch Polyram WG (Aufbrauchfrist in 2024) möglich.
Alternaria-Symptome nicht mit Nährstoffmangelerscheinungen wie z.B. Mangan- oder Magnesiummangel verwechseln.

Hochwasser

Auf den vom Hochwasser geschädigten Flächen besteht die Gefahr, dass mit dem Hochwasser auch die Quarantänekrankheit Ralstonia solanacearum (Schleimkrankheit) auf die Felder und somit auch an die Knollen gelangt sein könnte. Darum sollte mit der Bodenbearbeitung bzw. Ernte auf Feldhygiene und mögliche Kontamination der Erntemaschinen geachtet werden und keine Erde von diesen Flächen auf andere Kartoffelfelder gelangen. Auch ist auf eine konsequente Durchwuchskartoffelbekämpfung zu achten. Beim Umbruch ist sie heuer besonders notwendig, bzw. nächstes Jahr. In Bayern sind einige Abschnitte von Oberflächengewässern mit dem Bakterium kontaminiert, z.B. Donau, Ilm, Schmutter, Vils, usw.

Weitere Hinweise zu den betroffenen Gebieten, Vorbeugemaßnahmen und die jeweiligen Karten zu den betroffenen Flussabschnitten unter LfL / Quarantänebakteriosen der Kartoffel Externer Link

Ernte - Schwarzbeinigkeitsbefall

Werden Schläge mit Erwiniabefall gerodet, ist die Ware wenig lagerfähig. Hier ist es wichtig, dass die Kartoffeln schalenfest sind, beschädigungsarm gerodet werden, innerhalb 12 Stunden trocken sind und kühl gelagert werden.

Blattläuse

Blattläuse
Aktuell wird ein sehr geringer Blattlaus-Zuflug in die Gelbschalen in den Vermehrungsbestände festgestellt. Insektizide und auch der Einsatz von den zugelassenen Paraffinölen können die Übertragung nur reduzieren. Daher ist die konsequente frühzeitige Bereinigung und Bekämpfung der Durchwuchskartoffel eine wichtige Maßnahme. Besonders zu Beginn wachsen die Kartoffeln sehr schnell. Damit haben die neu gebildeten Blätter keinen Schutz. Junge Pflanzen leiten das Virus schnell ab. (s. a. Vermehrerrundschreiben).
Zum Einsatz der Insektizide bzw. Öl gilt es zu beachten. Eine Minderung der Y-Virusübertragung ist nur möglich, wenn es gelingt die Läuse vom Probestich abzuhalten. Pyrethroide wirken auch abschreckend auf die Läuse. Allerdings ist dieses bei der gegenwärtigen Witterung eingeschränkt. Weil durch die Sonneneinstrahlung die Wirkstoffe schnell abgebaut werden. Auch sollte die Temperatur beim Pyrethroideinsatz nicht über 20° C liegen.
Paraffinöl wirkt nach Versuchen besser als Insektizide zu Verhinderung der Y-Virus-Übertragung. Zur Anwendung die Witterung und das Wachstum der Kartoffelpflanzen beachten. Paraffinöl vermindert nicht die Übertragung von Blattrollvirus. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie für ausgewählte Standorte die Zahlen der zugeflogenen Blattläuse in den Gelbschalen.

Blattlauszuflug in den Gelbschalen

Kartoffelkäfer

Die Bekämpfung der Kartoffelkäfer sollte erfolgen, wenn die Masse der Larven geschlüpft ist und sie sich im jungen Larvenstadium (L1, L2) befinden. Schadschwelle 15 Junglarven/Pflanze. Wegen zunehmender Resistenz Pyrethroide wie z.B. Decis forte, Karate Zeon o.ä. bei der Kartoffelkäferbekämpfung nicht mehr einsetzen. Zudem wirken diese Mittel bei hohen Temperaturen nicht ausreichend. Damit auch langfristig noch geeignete Mittel für die Kartoffelkäfer- und Blattlausbekämpfung zur Verfügung stehen und Resistenzen hinausgezögert werden können, ist folgendes zu beachten.
  • Insektizide nur bei Bedarf einsetzen (Schadwelle von 15 Junglaven/Pflanze).
  • Bienenungefährliche Mittel bevorzugen
  • Wirkstoffgruppen wechseln
  • Insektizidspritzungen unter optimalen Bedingungen durchführen: Unter 20 °C mit mindestens 400 l Wasser/ha, möglichst junge Larvenstadien des Kartoffelkäfers (L1/L2, Kopfkapsel ist maximal 1 mm breit) bekämpfen.
  • Bevorzugt Coragen bzw. Benevia im Wechsel mit Mospilan SG bzw. Danjiri einsetzen.
  • Bei nur einer Anwendung pro Jahr im nächsten Jahr eine andere Wirkstoffgruppe verwenden, soweit dieses möglich ist.
  • Keine Pyrethroide zur Kartoffelkäferbekämpfung
  • Sollen auch Läuse mit behandelt werden, Mospilan SG oder Danjiri verwenden.

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