Fachtagung Gemeinschaftsverpflegung
Ernährungswandel mitgestalten – heute für morgen denken!
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Unsere Fachtagung Gemeinschaftsverpflegung findet jährlich im Wechsel mit der Fachtagung Kita- und Schulverpflegung statt. Die Fachtagung bietet Ihnen Informationen über aktuelle Themen in der Gemeinschaftsverpflegung und die Möglichkeit zum kollegialen Austausch.
Zielgruppen sind Fach- und Führungskräfte von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, der Betriebsgastronomie und weiteren Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung.
Rückblick
Unter dem Motto "Ernährungswandel mitgestalten – heute für morgen denken!" veranstaltete das Sachgebiet Gemeinschaftsverpflegung Schwaben am 6. Mai 2025 im Haus Sankt Ulrich in Augsburg die Fachtagung. Es wurde gezeigt, wie in den schwäbischen Einrichtungen bereits Nachhaltigkeit gelebt wird. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten zunächst die Grundlagen der Planetary Health Diet kennen, sahen wie nachhaltige Speiseplanung, nachhaltiger Einkauf und nachhaltiger Umgang mit Lebensmittel in unterschiedlichen Einrichtungen realisiert wird. Zusätzlich lernten sie neue Projekte kennen, die für Ihren Alltag nützlich sein können. Wie neue Ideen in den Einrichtungen gut kommuniziert und damit erfolgreich umgesetzt werden, erfuhren sie in einem weiteren Impulsvortrag. Zur Abrundung erwartete sie abschließend ein Update zur Lebensmittelhygiene.
Grußwort
Elisabeth Hagmann vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass das Wort Ernährungswandel unterschiedlich interpretiert werden kann. Zudem unterliegen die Herausforderungen für die Einrichtungen einem stetigen Wandel. Essensgäste legen Wert auf Regionalität, Saisonalität und die Herkunft der Lebensmittel. Sie sprach den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihren Respekt dafür aus, dass sie den Spagat zwischen diesen Bedürfnissen, hohem Preisdruck und dem gewünschten Geschmack meistern. Das Ministerium unterstützt bayernweit über die Angebote der Sachgebiete Gemeinschaftsverpflegung den Ernährungswandel aktiv – durch Information, Vernetzung und praxisnahe Impulse
Alexandra Hiebl, Leiterin des Sachgebiets Gemeinschaftsverpflegung Schwaben, bestätigte diesen Kurs. Die Herausforderungen und Rahmenbedingungen ändern sich stetig, doch Nachhaltigkeit habe ihren festen Platz in den Einrichtungen gefunden und ist ein Motor für positive Veränderungen.
Planetary Health Diet – Johannes Spörl (KErn)
Mit einem wissenschaftlichen Einstieg stellte Johannes Spörl vom Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) die Planetary Health Diet (PHD) vor. Diese wurde von der internationalen EAT-Lancet-Kommission mit dem Ziel entwickelt, eine gesunde Ernährung im Einklang mit den planetaren Grenzen zu ermöglichen. Herr Spörl zeigte auf, dass wir künftig deutlich mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse verzehren sollten – und gleichzeitig den Fleischkonsum drastisch senken müssen. Besonders wichtig sei dabei auch, Lebensmittelverschwendung massiv zu reduzieren. Die PHD sei zwar keine starre Vorgabe, biete aber eine wertvolle Orientierung für mehr Nachhaltigkeit und Gesundheit in der Gemeinschaftsverpflegung. In der anschließenden Diskussion wurde auch betont, dass sich die Nachhaltigkeitsbewertung der Lebensmittel nicht auf den Co2 Fußabdruck reduzieren lässt sondern auch Aspekte wie den Wasserfußabdruck enthält.
Berichte aus der Praxis
Alexander Ruhland von der Fritz-Felsensteinschule berichtete vom Wandel hin zu einem nachhaltigeren Speiseplan. Regionalität und die Reduzierung des Fleischanteils standen dabei im Fokus. Der Weg war nicht immer einfach: Neben persönlichem Umdenken mussten auch Kolleginnen und Kollegen, sowie Eltern überzeugt werden. Trotz anfänglicher Skepsis und sinkender Essenszahlen gelang der Wandel. Heute erfreuen sich die Gerichte großer Beliebtheit – die Rückmeldungen sind durchweg positiv, und die Verkaufszahlen sind nach einem ersten Rückgang nun höher als vor der Umstellung. Nur die Versorgung mit regionalen Backwaren bleibt aufgrund des Bedarfes an großen Mengen eine Herausforderung.
Horst Pappenberger von den Kliniken an der Paar nahm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf seine Reise zur Umsetzung des Beschlusses des Kreistages: Bis 2025 sollen 50 % der Produkte in seiner Küche bio und regional sein. Mit Partnern wie der Öko-Modellregion Paartal und dem Ökoring konnte er schon viele Produkte – von TK-Gemüse über Teigwaren bis zu Kartoffeln – erfolgreich umstellen. Doch der Preis bleibt ein kritischer Faktor. Daher prüft er bei jedem Produkt sorgfältig, was wirtschaftlich tragbar ist. Sein Fazit: Einige Produktgruppen lassen sich umstellen, noch mehr Bio und Regional als 50 % ist finanziell nicht tragbar.
Patrick Hintermayr vom Universitätsklinikum Augsburg stellte pragmatische Ansätze zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung vor. Dank Just-in-Time-Lagerung, verschiedener Portionsgrößen und konsequenter Abfallkontrolle konnte er nicht nur Kosten senken, sondern auch Ressourcen schonen.
Podiumsdiskussion
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich: Kommunikation ist ein Schlüssel zum Erfolg. Alexander Ruhland betonte, wie wichtig regelmäßiger Austausch mit dem Ausgabepersonal und Rückmeldeschleifen zur Portionsgröße sind, um Lebensmittelverluste zu reduzieren. Horst Pappenberger ergänzte, dass anfangs viele Kundinnen und Kunden skeptisch waren – sie befürchteten steigende Preise. Als diese ausblieben, wich die Skepsis schnell echter Begeisterung für das neue, nachhaltige Konzept.
Projektvorstellung: "So isst Bayern"
Annika Nottensteiner präsentierte das Projekt „So isst Bayern“. Zentrales Element sind zwei Siegel: das GQB-Siegel (Geprüfte Qualität Bayern) und das Biosiegel des Freistaates Bayern. Beide stehen für nachvollziehbare Herkunft, kurze Transportwege, regionale Wirtschaftskreisläufe und verlässliche Qualitätsstandards. Gerade für die Gemeinschaftsverpflegung bieten diese Siegel die Möglichkeit, klare Ausschreibungskriterien für Regionalität zu schaffen. Während die Siegel in der Landwirtschaft gut etabliert sind, kommen sie in der Gemeinschaftsverpflegung bisher nur vereinzelt zum Einsatz – das soll sich nun ändern.
Projektvorstellung: "Unsere Region"
Aleksandra Schuster stellte das Regionalprogramm „Unsere Region“ von Transgourmet vor. Es ermöglicht Kundinnen und Kunden, gezielt Lebensmittel aus einem Umkreis von 100 Kilometern auszuwählen und zu bestellen. Diese transparente Filtermöglichkeit bietet eine praktische Unterstützung für Küchen, die ihren Einkauf regionaler ausrichten möchten.
Kommunikation als Schlüssel in Veränderungsprozessen
Mit einem interaktiven Impulsvortrag zeigte Bettina Stegmüller eindrucksvoll, wie Kommunikation als zentrales Element für gelingende Veränderungen wirkt. Alle Teilnehmenden konnten sich in ihren Erfahrungen mit Veränderungssituationen wiederfinden. Ein zentrales Thema war die subjektive Wahrnehmung von Veränderung – was für die eine Person klar ist, kann für eine andere Verunsicherung bedeuten. Daher braucht es ein gemeinsames Verständnis, aktives Zuhören und die Berücksichtigung psychosozialer Aspekte. Frau Stegmüller betonte: Veränderung ist ein Prozess – sie geschieht nicht über Nacht.
Update Lebensmittelhygiene
Zum Abschluss des Tages gab Michael Knickl ein informatives Update zur Lebensmittelhygiene. Im Mittelpunkt stand die Risikobewertung nach dem HACCP-Konzept – mit besonderer Betonung auf der Temperatur als zentralem Kontrollpunkt. Herr Knickl empfahl den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, aktiv Kühljournale von ihren Lieferanten einzufordern, um die Einhaltung der Kühlkette zu dokumentieren. Auch Fragen aus der Praxis kamen zur Sprache, etwa zur Verwendung ungestempelter Eier in der Gemeinschaftsverpflegung oder der Umgang mit Abklatschproben. Ein kompakter, aber praxisrelevanter Abschluss einer vielseitigen Tagung.
Dokumentenservice für Teilnehmende
Die Vorträge und Präsentationen stehen für die Tagungsteilnehmer zum Nachlesen zur Verfügung, soweit sie uns von den Referentinnen und Referenten überlassen wurden. Die Urheberrechte an den Unterlagen sind zu beachten; sie liegen in der Regel bei den Autoren.
Ansprechpartnerin
Alexandra Hiebl
AELF Augsburg
Bismarckstraße 62
86391 Stadtbergen
Telefon: 0821 43002-1350
Fax: 0821 43002-1111
E-Mail:
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